Kristallisationsorte des Schweizer Kunst der 1970er Jahre

Aarau, Genf, Luzern

Forschungsteam: Julie Harboe, (Hochschule Luzern – HLU, verantwortlicher Gesuchstellerin), Sibylle Omlin, (weitere Gesuchtstellerin), Dora Imhof, Gabriela Christen, Gilles Porret, Hilar Stadler

Praxispartner: Argauer Kunsthaus, Kunstmuseum Luzern, Memoriav, Schweizerisches Institut für Kunstwissenchaft SIK-ISEA, Centre d’Art Contemporain de Genève

Finanzierung: Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung (SNF), SIK-ISEA Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Kunstmuseum Luzern, Aargauer Kunsthaus



Die Schweizerische Kunstlandschaft ist geprägt von der Fülle und Koexistenz kleinerer und grösserer Kunstszenen und Institutionen (Kunstmuseen, Kunsthallen, unabhängige Kunsträume etc.). Zahlreiche dieser Zentren erfuhren in den 1970er Jahren eine grosse Dynamik und nationale und internationale Aufmerksamkeit. Wichtige Entwicklungen fanden insbesondere am Kunstmuseum Luzern unter Jean-Christophe Ammann, im Kunsthaus Aargau unter der Leitung von Heiny Widmer und im von Adelina von Fürstenberg neugegründeten Centre d’Art Contemporain (CAC) in Genf statt. Diese Orte wurden zu einer Art von Kristallisationsorten der Kunst mit nationaler und internationaler Bedeutung, zu Orten des Austausches und Experiments. Um diese drei Orte entwickelten sich auch spezifische Erzählungen und zum Teil ein eigentlicher Mythos, in dem bestimmte Kunstströmungen und Ereignisse subsumiert und wahrgenommen werden konnten und der zum Teil bis heute wirkungsmächtig ist und unser Bild der damaligen Kunstgeschichte in der Schweiz prägt.

Unser Ziel ist es, in der vergleichenden Untersuchung von drei zentralen Orten der Schweizer Kunst in den 1970er Jahren zu prüfen, unter welchen Umständen eine Kunstinstitution zu einem Kristallisationsort werden kann bzw. insbesondere auch als solcher wahrgenommen wird. Ziel ist einerseits die „dichte Beschreibung“ von Wahrnehmungen und Erzählungen, andererseits soll auch der mögliche Modellcharakter für heutige Entwicklungen analysiert werden. Methodisch bedienen wir uns vor allem des Interviews, der Befragung von Protagonisten und Zeitzeugen.

Dabei stehen die folgenden Leitfragen im Zentrum:

Für die Interviews:

  • Wie entsteht ein Kristallisationsort? In welchem kunst-, geistesgeschichtlichen und konkret örtlichen Umfeld entwickelt sich eine spezifische Dynamik und Eigenheit?
  • Welche (lokal)politischen Faktoren wirken sich förderlich oder hinderlich aus?
  • Wie gestaltet sich das Verhältnis von diesen öffentlichen institutionellen Räumen zum Kunstmarkt, d.h. kommerziellen Galerien? Welche Beziehungen und Wechselwirkungen sind relevant?
  • Welche Bedeutung/Rolle hat ein Kurator/Ausstellungsmacher/Ausbildungsinstituten/ KünstlerInnen und KünstlerInnengruppierungen für einen Kristallisationsort, welche weiteren Faktoren sind relevant?
  • Inwiefern sind die Entwicklungen der drei ausgewählten Orte vergleichbar?

Für die Roundtables/Auswertung:

  • Wie entsteht aus einem Kristallisationsort eine Erzählung und sogar ein lokaler und nationaler Mythos? Wann bildet er sich aus und wie verändert er sich in Laufe der Zeit?
  • Wie gleichen bzw. unterscheiden sich Wahrnehmungen und Einschätzungen von unterschiedlichen Beteiligten (Protagonisten, Beobachtern etc.)?
  • Inwiefern unterscheiden sich damalige von heutigen Beurteilungen?
  • Welche Bedeutung hat die untersuchte Zeit heute? Für heutige KuratorInnen? Für KünstlerInnen?
  • Inwiefern können die damaligen Entwicklungen modellhaft für heutige Entwicklungen – die Positionierung von KünstlerInnengruppierungen, Institutionen, die kuratorische Praxis - sein?